HANDeln

In 2015 führte mich eine Reise über ein halbes Jahr hinweg durch 19 europäische Länder. In Alleghe, einem kleinen Dorf in den Dolomiten, lernte ich in einen 74 Jahre alten Mann kennen. Seine Tochter, der ich kurz zuvor an einem Kindergarten begegnet war, hatte mich spontan zum Essen mit ihrer Familie eingeladen. Er nahm meine Hand zur Begrüßung, legte Sie in seine und schaute sie sich genau an. So wie ich es aus Kinderzeiten kannte. Es war ein Kennenlernen aus alten Zeiten, wie es mir in meinem jetzigen Leben in der Großstadt nicht mehr begegnet war. Auch meine Großeltern schauten nicht nur auf die Kleidung oder die Frisur, sondern vor allem auf die Hände, um Jemanden kennen zu lernen. Wie gepflegt sind die Hände. Ist Erde von der Arbeit unter den Nägeln. Sind sie Manikürt oder mit kleinen Narben von der Arbeit gezeichnet.
Es war eine kleine Begebenheit, die aber meine weitere Reise prägen sollte. „Wie begegnen wir uns in einem neuen vereinigten Europa“

Die Reise ging durch ganz Deutschland in die Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Polen, Litauen, Lettland und weiter nach Schweden und Dänemark.

In allen Ländern die ich durchreiste, begegnete ich Menschen. Ich meine mit Begegnung nicht aneinander vorbei laufen und freundlich Grüßen. Ich begegnete ihnen als naiver Gast, der nichts wusste aber mehr über sie und ihr Leben in einem anderen Land erfahren wollte. Und sie ließen mich Einblick nehmen und behandelten mich als Gast in ihrer Heimat. Es waren arme albanische Bauern bis hin zu wohlhabenden schwedischen Adeligen. Es waren kurze aber intensive Begegnungen. Ich habe eher wenig über ihre Lebensgeschichte erfahren. Ich durfte mich aber für einen Moment als Mitglied ihrer Familie fühlen und so Einblick in ihren Alltag nehmen. Diese Begegnungen habe ich in Bildern festgehalten. Nicht die Gesichter und auch nicht die Menschen in ihrer Umgebung. Ich habe ihre Hände photographiert, mit Dingen die sie in diesen Momenten beschäftigten. Vor einem schwarzem Hintergrund um sie in ihrer Persönlichkeit von allem sie umgebenden frei zu stellen.
Es sind kleine Geschichten der Personen, die sehr viel über sie erzählen ohne den Schutzmantel von Kleidung und Make up.
Von Menschen, die aufeinander zu gehen und HANDeln.

 
 

WARUM GIBT ES KEINE PHOTOGRAPHIEN ZU SEHEN?


Meine persönlichen Projekte möchte ich dem Interessierten zu Beginn räumlich erlebbar präsentieren. So wie ich auch meine Photographien erstelle und nur so wie für mich Photographie überhaupt existieren kann. Bilder können an einem Bildschirm nie die gleichen Emotionen transportieren wie in einer Ausstellung. Es ist eine Möglichkeit mit anderen einen Austausch über die gezeigten Themen stattfinden zu lassen, der anders als über die Tastatur stattfindet.